Jahr:2021
Fördersumme:19190
Ort:Berlin
Förderbereich:Chancengleichheit

wirmachenwelle

Social Surfers Berlin

Jugendarbeit kann in ganz unterschiedlichem Rahmen stattfinden. In Berlin-Lichtenberg hat der Verein wirmachenwelle dazu ein ganz besonderes Projekt gestartet: die Social Surfers. Im Interview erklärt die stellvertretende Geschäftsführerin Charlotte Dawirs, wie der Verein Jugendarbeit mit Surfsport verbindet, was das Programm den Jugendlichen bedeutet und wie die Postcode Lotterie sie dabei unterstützt.

Frau Dawirs, Sie leiten die Social Surfers Berlin - kann man in Berlin überhaupt surfen?
Ja, kann man. Zum Beispiel im Wellenwerk in Lichtenberg. Da gehen wir einmal im Monat mit den Kids hin. Aber wir bieten auch Standup-Paddeling, SurfSkaten, Slacklinen, Selbstbehauptung und Schwimmen – Kinder sollten Schwimmen können, bevor sie surfen lernen.

Was macht das Angebot über den Sport hinaus so interessant?
Es gibt eine lange Vorbereitungsphase, damit die Kinder nicht wortwörtlich ins kalte Wasser geworfen werden. Das Programm startet mit Spielen zum Kennenlernen. Eine Woche später beginnt der Schwimmkurs, dann starten wir mit zwei zusätzlichen Modulen, bevor es ans Surfen geht.

Was sind das für Module?
In ‚Umweltpädagogik‘ erklären wir den Kids zum Beispiel, wie Plastik ins Meer gelang und warum das problematisch ist. Außerdem zeigen wir ihnen, was jeder selbst dagegen machen kann.

Bei ‚Soziale Kompetenzen‘ geht es darum, wie ich mit meinem Umfeld umgehe, wie ich meine eigenen Stärken erkenne und wie ich meine Emotionen kontrollieren kann. Dafür gibt es zum Beispiel Atemübungen, die den Kindern im Alltag und im Wasser helfen herunterzukommen und sich zu fokussieren. Das ist nur ein kleines Werkzeug, aber richtig angewendet extrem powerful.

Das gehört dann schon in ihr drittes Themenfeld ‚Individuelle Alltags- und Lebenshilfe‘?
Genau. Generell sind wir bei Problemen als Ansprechpartner da. Die Kids können immer zu uns kommen und wir versuchen dann zu helfen – soweit es uns möglich ist. Aber es gibt auch ganz praktische Hilfen wie eben den Schwimmkurs.

Richtet sich das Angebot an bestimmte Jugendliche?
Es ist ein offenes Programm für alle Kinder aus Lichtenberg, aber primär für sozial benachteiligte Mädchen und Jungen zwischen zwölf und 17 Jahren. Der Kerngedanke ist, gemeinsam Sport zu machen. Daher ist es vor allem für Kinder gedacht, die wenig Zugang zu Sport haben, mit psychischen Belastungen oder Fluchterfahrungen fertigwerden müssen. Die Gruppen sind bunt gemischt, davon profitieren alle.

Was ist für Sie das Besondere an dem Programm?
Für mich sind die Social Surfers ein Herzensprojekt, weil sie die Weiterführung anderer Projekte sind. So können wir langfristig mit Kindern aus unseren einjährigen Programmen wie dem Wellenzimmer oder Surf up in Kontakt bleiben und sie weiter begleiten, ohne neuen Kindern die Tür vor der der Nase zu verschließen.

Mussten Sie Ihr Programm stark an die Corona-Bedingungen anpassen?
Das Gute ist, dass wir das Ganze digital umsetzen können. Es sind quasi die gleichen Module, aber die Kinder bekommen viel mehr Hintergrundwissen, zum Beispiel wie man ein Skateboard baut. Oder Trockenübungen, wie sich auf einen Bücherstapel zu stellen und ein Handtuch von links nach rechts zu bewegen, um das Gleichgewicht zu trainieren. Vor Ort trainieren wir drinnen in ganz kleinen Gruppen im Rotationsprinzip oder eben draußen, wenn das Wetter mitspielt.

Dank ihrer Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Berlin unterstützt die Postcode Lotterie wirmachenwelle mit 19.190 Euro. Wie hat Ihnen diese Förderung geholfen?
Die Förderung ist Gold wert, damit konnten wir das Projekt überhaupt erst starten. Es ist schön, Kinder bei den anderen Projekten von wirmachenwelle kurzfristig begleiten zu können, aber auch die langfristige Begleitung ist super wichtig. Gerade jetzt sind die Kinder mega happy, wenn sie wieder Kontakt haben, sich draußen treffen und Sport machen können. Durch die Pandemie werden die Social Surfers mehr gebraucht denn je.

Das Interview führte Stefanie Eß.

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