Lebensherbst e.V.

"Ich spüre richtig den Fahrtwind an den Armen", sagt die 86-jährige Bewohnerin des Berliner Seniorenheims erstaunt. Dank Virtual-Reality-Brille befindet sie sich auf virtueller Ausflugsfahrt auf der Spree, und das Strahlen in ihren Augen ist auch trotz VR-Brille spürbar.

Erfahrungsberichte wie diese sind es, die Petra Krötzsch bei ihrer Arbeit bestärken. Sie ist Initiatorin des Virtual-Reality Projekts von Lebensherbst e.V., das dank des Engagements der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Berlin mit 27.760 Euro weiter ausgebaut werden konnte.

In zehn Berliner Pflegeeinrichtungen wird zahlreichen Bewohnerinnen und Bewohnern dank moderner Technik der Lebensabend verschönert. Mithilfe der VR-Brillen erleben sie die schönsten Orte ihrer Heimatstadt und der Welt – und das auch, wenn sie bettlägerig beziehungsweise nicht mehr mobil sind. "Hierfür wurden seniorengerechte Fotos und Filme produziert oder beschafft und auch die Wünsche der Senioren berücksichtigt", sagt Petra Krötzsch. "Zum Beispiel ist ein Ausblick vom Berliner Fernsehturm dabei oder eben eine Ausflugsfahrt auf der Spree."

Die virtuellen Ausflüge werden von Betreuungskräften begleitet, die auch Sicherheit beim Umgang mit der ungewohnten Technik vermitteln. "Aber dann gibt es kein Halten mehr: Über 80 Prozent aller Seniorinnen und Senioren sind begeistert, sobald sie die ersten Bilder sehen", berichtet Petra Krötzsch.

Die Reaktionen der Beteiligten sind überwältigend, bei vielen werden längst vergessene Erinnerungen wach. "Sie werden vom Alltag abgelenkt", sagt Petra Krötzsch. "Sie konzentrieren sich auf ihr Reiseerlebnis. Man merkt, wie lebendig die älteren Menschen werden. Sie drehen sich zur Seite, um auch andere Ausblicke zu haben, sie bewegen die Beine beim Spaziergang oder beugen sich vor, um am Flussufer ins Wasser zu schauen."

Ein weiterer, positiver Effekt: Der Kopf arbeitet auf Hochtouren. Erlebnisse von früher werden den Mitarbeitern erzählt. Das stärkt nicht nur die sozialen Bindungen zwischen den Bewohnern, es trainiert auch das Gehirn.

"Die Freude der alten Menschen geht ans Herz", gibt Petra Krötzsch zu, die schon weitere Ideen hat. "Im nächsten Schritt werden wir auch zusätzliche Wohlfühlmomente aufnehmen. Auf einer Bank im Wald sitzen und den Vögeln lauschen, am Meer sitzen oder im Tierpark beim Füttern zuschauen."