Emshof e.V.
Zu Tisch bitte!
Der Emshof im beschaulichen Münsterland ist ein Schulbauernhof, auf dem Kinder und Jugendliche die Zusammenhänge zwischen Umwelt, Landwirtschaft und Ernährung mit allen Sinnen erleben bzw. erfahren. Der gleichnamige Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, die Philosophie von Reformpädagogin Maria Montessori mit Leben zu füllen: "Hilf mir, es selbst zu tun!"
Bei der Arbeit auf dem Schulbauernhof spielen körperliche oder geistige Beeinträchtigungen keine Rolle. Hier erlernen bereits die ganz Kleinen spielerisch den Umgang miteinander und landwirtschaftliche Arbeit – von der Ressource bis zum Endprodukt. Letztlich sollen die Kinder auch für Konsumverhalten sensibilisiert und darauf aufmerksam gemacht werden, welcher Prozess hinter welchem Produkt steckt.
Miteinander und nicht gegeneinander zum Ziel, natürlich unter Anleitung der Pädagogen, werden Zusammenhänge und Abläufe erarbeitet. Selbstständigkeit, Toleranz, die Entwicklung des eigenen Willens mit Hilfe von Entscheidungsfreiräumen sowie interkulturelle Kompetenzen stehen im Vordergrund, sind aber immer an den Bedürfnissen der Kinder ausgerichtet.
Momentan wird der Emshof umgestaltet. Dazu gehört unter anderem der Bau eines Klassenzimmers, das auch im Winter genutzt werden kann. Die Mitarbeit auf dem Hof könnte in diesem Fall das ganze Jahr stattfinden und die physische Wahrnehmung von Jahreszeiten sowie den Umgang mit Energie und Ressourcen verbessern. Für den Herbst und Winter wird das Programm so weiterentwickelt, dass sich Tätigkeiten draußen und drinnen pädagogisch sinnvoll ergänzen.
Dank des Engagements der Teilnehmer der Deutschen Postcode Lotterie kann das barrierefreie Klassenzimmer mit Sitzmöglichkeiten und flexiblem Mobiliar ausgestattet werden. Die Tische werden höhenverstellbar und mit einem Rollstuhl unterfahrbar sein. Die Stühle sollten unterschiedlichen Sitzbedürfnissen gerecht werden: Hocker, Stühle mit Armlehnen, Stühle mit höherverstellbaren Fußtritt. Die größtmögliche Barrierefreiheit ermöglicht allen Kindern und Jugendlichen gemeinsame Aktivitäten. Der Emshof bittet zu Tisch – Mitarbeit erwünscht!
#3Fragen3Antworten mit Ute Wichelhaus
Zwölf Kilometer nordöstlich von Münster können Kinder und Erwachsene auf dem Emshof mit anpacken und vieles über die Zusammenhänge von Natur, Tieren und Landwirtschaft lernen. Wir haben mit Ute Wichelhaus, Geschäftsführerin des Schulbauernhofs, über die Bedeutung ihrer Arbeit gesprochen.
Was ist das Besondere an Ihrer Arbeit am Emshof?
"Der Schulbauernhof Emshof ist eine Bildungseinrichtung mit rund acht Hektar Land, die nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet werden. Hier werden Getreide, Kartoffeln und Gemüse angebaut, Schweine, Schafe, Hühner und Esel gehalten. Bei uns können Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene mitarbeiten. Dadurch lernen sie die Zusammenhänge zwischen Umwelt, Landwirtschaft und Ernährung.
Auf der einen Seite übernimmt jeder Einzelne Verantwortung, arbeitet gemeinsam mit anderen auf dem Hof, überwindet Vorurteile, man hilft sich gegenseitig und erkennt bei sich und den anderen unterschiedliche Stärken. Das ist praktizierte Inklusion. Zudem übernehmen die Kinder und Jugendlichen Verantwortung für die Tiere auf dem Hof, indem sie beispielsweise für die Fütterung zuständig sind. Sie nehmen intensiven Kontakt zu den Tieren auf und spüren und erleben Verletzlichkeit und Fürsorge. Bei der gemeinsamen Arbeit lernen sie, Hilfe anzunehmen und Hilfe anzubieten. Sie entdecken eigene Fähigkeiten und schulen ihre Selbstwahrnehmung. Die Fähigkeit zur Empathie und die Umkehr egoistischen Denkens sind der erste Schritt zu einer humanen Gesellschaft."
Was wird dank des Engagements unserer Teilnehmer umgesetzt?
"Auf dem Schulbauernhof Emshof sind Räume umgebaut worden, es fehlt das Mobiliar. Nun können wir Tische und Bänke kaufen, an denen die Teilnehmer zukünftig gemeinsam sitzen und wichtige Erlebnisse teilen können."
Was ist Ihre Motivation, Kindern das Thema Klimaschutz nahe zu bringen?
"Wir möchten die Kinder ermutigen, Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen. Das isolierte Thema Klimaschutz ist für die meisten Kinder und Jugendlichen viel zu abstrakt. Wir halten keine Vorträge darüber, denn das bewirkt nichts. Ein Beispiel: Wenn der Mist ausgefahren wird, unterhält man sich automatisch auch über Düngung, Tierhaltung, Fleischkonsum. Die Teilnehmer stellen die Zusammenhänge her und entwickeln Handlungsalternativen. Erst wenn sie tatsächlich verstehen, was das Thema mit uns zu tun hat, kann man auch etwas schützen. Dazu leistet der Schulbauernhof einen ganz kleinen Beitrag."